10. Die Auflösung des Spiegels

Wenn du die Welt betrachtest, dann schaust du in einen Spiegel. 
Stell dich einmal vor einen Spiegel und schaue – zum Test – einmal grimmig hinein.
 Was passiert?

Ich nehme an, du wunderst dich nicht, wenn dir ein grimmiges Gesicht entgegenblickt. Du wirst dich auch nicht bemühen, jenem, den du im Spiegel siehst, gut zuzureden, er solle doch lächeln und fröhlich sein. Du wirst dir auch nicht wünschen, du könntest quasi in den Spiegel hineingehen, um deinem Spiegelbild dort zu erklären, dass es doch nicht so grimmig dreinschauen soll, oder um sonst irgendwie an ihm herum zu manipulieren, damit es freundlicher dreinschaut.

Irgendwie ist dir ganz klar, dass das Spiegelbild völlig von dir abhängig ist – wenn du also willst, dass dir ein freundliches Gesicht entgegenblickt, dann brauchst du einfach nur freundlich hineinzuschauen.

Und mit der Welt ist es genauso!

Wie die Welt aussieht, ist vollkommen von dir abhängig! Das glaubst du nicht?
Dann bist du wie einer, der vor dem Spiegel steht und sich verzweifelt bemüht, das Spiegelbild zu beeinflussen, damit es sich endlich nach seinen Wünschen verändern möge.

Immer noch glaubst du, dass die Welt unabhängig von dir existiert. Doch ist es nicht so!
Die Welt und ihr Betrachter gehören zusammen – genauer gesagt, hat der Betrachter die Welt aus sich hinausprojiziert. Und jetzt schaut er darauf, als ob sie nicht zu ihm gehöre.
Wenn du die Vergebung lernst, lernst du, dass die Welt nur ein Spiegel ist. Sie ist von sich aus nichts, so wie dein Spiegelbild. Sie kann nichts dafür, wie du auf sie schauen möchtest. Sie ist völlig von deiner Betrachtungsweise abhängig. Sie braucht dein Urteil, um scheinbar ein Eigenleben zu entwickeln.

Doch lehrt dich die Vergebung noch mehr: Wenn du erkennst, dass die Welt dir ohne dein Urteil nichts anhaben kann, dann wirst du sie im LICHTE der Vergebung sehen. Und da du ja auf dein Spiegelbild schaust, muss dieses LICHT von dir sein. Und so ist deine eigene Erlösung vollbracht:

Du schaust auf eine Welt, der vergeben ist –
und siehe, es ist deine eigene Erlösung, auf die du da blickst!

Nun hat der Spiegel seinen Zweck erfüllt. Er zeigt dir jetzt die Wahrheit über dich – dass du wahrlich erlöst bist und gesegnet.

Du hast gelernt, an allen Formen vorbei auf das LICHT dahinter zu schauen. Wie wundervoll und liebenswert ist die Welt, die du jetzt betrachtest! Hier möchtest du leben, hier möchtest du dazugehören!
Und siehe da – nun kann sich die bisher so hart anmutende Oberfläche des Spiegels – die scheinbare Trennungslinie zwischen dem Betrachter und dem Betrachteten – in nichts auflösen. Du kannst jetzt fürwahr in diese neue Welt „hineingehen“, denn jetzt ist das, was du siehst, kein Spiegelbild mehr, sondern wirklich da, weil du nur das LICHT siehst, DAS überall ist.

Jetzt kannst du alle deine Brüder segnen. Nichts und niemand braucht sich mehr zu ändern – alles ist vollkommen, so wie es ist. Jetzt bist du in der wirklichen Welt – in der Welt, der vergeben worden ist.
 Du bist nicht mehr getrennt von ihr, ihr Betrachter und Beurteiler – sondern eins mit ihr.
 Das Wirkliche in dir und in der Welt siehst du jetzt als eins – so wie es immer schon war.

Diese wirkliche Welt ist bereits die Widerspiegelung des HIMMELS. Wenn wir hier angelangt sind, wird GOTT den letzten Schritt tun.
 ER wird SEINEN heiligen SOHN direkt in den HIMMEL holen, den dieser in Wahrheit nie verlassen hat.