In einer dualen Welt erscheint alles aufgeteilt beziehungsweise getrennt, was eigentlich zusammen gehört. So sehen wir immer nur einen Teil davon.
Wenn wir etwa eine Münze betrachten, dann können wir nicht gleichzeitig die ganze Münze sehen – wir sehen entweder Kopf oder Zahl, beides gleichzeitig funktioniert mit den körperlichen Augen nicht.
Dennoch wissen wir, dass keine Münze nur aus ihrer Vorderansicht bestehen kann. Sie ist nur ganz, weil sie beide Seiten hat.
Mit dem Beispiel der Münze wird kaum jemand Probleme haben – wie aber sieht es da mit anderen Beispielen aus unserem Leben aus: Freude, Liebe, Gesundheit, Frieden, Glück, Leben – um nur einige zu nennen?
Können oder wollen wir akzeptieren, dass Trauer, Hass, Krankheit, Krieg, Verzweiflung und Tod die andere – ungeliebte aber unausweichliche – Seite der Medaille sind?
Auch bei diesen Dingen ist es genauso wie bei der Münze – es gibt nicht nur den Kopf allein. Wenn wir hier leben wollen, müssen wir auch die Zahl akzeptieren.
Es hat also keinen Sinn in dieser dualen Welt nach einem Entkommen zu suchen. Die zweite, ungeliebte Seite wird früher oder später ihre Ansprüche geltend machen – da gibt es kein Entrinnen.
Und dennoch ist ein Entrinnen möglich für jeden, der es will.
Dieses Entrinnen kann jedoch nur mit vollkommener Ehrlichkeit erreicht werden. Wir dürfen nicht nur auf die Zuckerseite der dualen Welt schauen – und hoffen, dass für uns schon alles gut laufen würde. Die bittere, saure Seite gehört zu dieser Welt genauso dazu wie bei der Münze die Zahl zum Kopf.
Wir können sie nicht ignorieren oder „wegdenken“ – wir würden uns nur in die eigene Tasche lügen, und bewusst oder unbewusst ständig bangen, wann das „Schicksal“ auch bei uns unerbittlich zuschlagen würde.
Wenn du jedoch beginnst, beide Seiten der dualen Welt zu sehen – dann gibt es eine Möglichkeit, dem scheinbar Unentrinnbaren zu entkommen.
Wenn du keine Illusionen mehr darüber hegst, dass du hier das Glück finden könntest, ohne auch Verzweiflung und Tod erleben zu müssen, dann wirst du beginnen, dein Glück woanders zu suchen.
Wenn du also die duale Welt völlig ungeschminkt betrachtest, dann wirst du darauf kommen, dass du sie nicht wirklich willst.
Und genau dies ist der Ausweg!
Solange du nämlich in einer dualen Welt leben willst, kann kein Ausweg gefunden werden – denn in Wahrheit bist du immer dort, wo du sein willst.
Doch wenn einmal die Sehnsucht nach etwas anderem in dir auftaucht, wird der Weg frei, der dich schließlich aus dieser dualen Welt hinausführt.
Siehe auch in Den Kurs lernen 1, Texte 24 und 25: „Der kleine Geist“ und „Du lebst nicht hier“